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Nr. 01 (2022): Architekturtheorie als kultureller Verhandlungsraum. Das Spannungsfeld von Norm und Anwendung am Beispiel „Weserrenaissance“
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Ausgabe 01/2022

Herausgegeben von Cornelia Jöchner, Jasmin Gierling,

Christina Pustkowski

Veröffentlicht: 2022-12-15

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Prof. Dr. Cornelia Jöchner

EDITORIAL

Architekturtheorie als kultureller Verhandlungsraum. Das Spannungsfeld von Norm und Anwendung am Beispiel der "Weserrenaissance"

Das Gebiet der sogenannten Weserrenaissance nördlich von Kassel und entlang der Weser bis Osnabrück und Wolfsburg ist ein sehr eindrückliches Beispiel für die Vermittlung von Formen, insbesondere im Bereich der Architektur und denjenigen Künsten, die mit ihr in Verbindung stehen. Im 16./17. Jahrhundert kam es hier in Residenz- und Bürgerstädten sowie an Adelshöfen zu einer hohen Dichte an frühneuzeitlichen Bauwerken. In diesem Rahmen spielten die seit Sebastiano Serlio (1475−1554) illustriert vorliegenden Architekturtheorien (Traktate), die in der Antike eine besondere Interpretationsquelle sahen, eine wichtige Rolle. Nicht mehr nur durch individuelle, meist fürstliche Reisen, sondern mit Hilfe solcher gedruckter Medien kannte man nun die neuen, aus Italien kommenden Formen der Renaissance.
Eine Besonderheit der Weserrenaissance ist der erkennbar breite Wissenstransfer an Architekturtheorien der Renaissance. Dabei zeigten die in diesem Gebiet zur Anwendung gekommenen gedruckten und illustrierten Traktate gegenüber ihren antiken (Vitruv) oder frühneuzeitlichen (Serlio) Architekturtheorien auffällige Variationen der Normen, die seit Alberti und anderen Theoretikern des 15. und 16. Jahrhunderts üblich geworden waren. Das bedeutete vor allem eine höhere Bewertung des Ornaments insgesamt, insbesondere aber des figürlichen Schmucks. Diese bedeutende Modifikation frühneuzeitlicher Architekturtheorie reichte bis in die Theorie einzelner Säulenordnungen hinein und schuf neuartige Varianten. Im Bereich der Weser mit seiner Sozialstruktur an kleinen Höfen, Adelssitzen und Residenzstädten führte dies im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert zu einer häufigen Anwendung solch illustrierter Traktate, die sich teilweise als praktische Anleitung verstanden. Nicht nur weitgereiste und teilweise gelehrte Auftraggeber bedienten sich solcher Literatur, auch lokale Baumeister, Bildhauer und Ausstatter konnten sie benutzen.

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